Darmgesundheit aus ayurvedischer Sicht

Darmgesundheit

Die Bedeutung der Verdauung im Ayurveda

„Der Mensch ist, was er isst“ – ein Zitat geprägt von dem Philosophen Ludwig Feuerbach. Im Ayurveda hieße es in Ergänzung jedoch wohl ehr: „Der Mensch ist, was er verdaut.“

Eine optimale Funktion des eigenen „Verdauungsfeuers“ (Agni) sowie die optimale Ausscheidung von „Abfallprodukten“ (Malas) nehmen eine zentrale Bedeutung in der Gesunderhaltung sowie auch in der Therapie von jeglichen Beschwerden im Ayurveda ein. Was die moderne Forschung beginnt mehr und mehr zu belegen, integriert der Ayurveda bereits seit mehr als 2000 Jahren in sein Verständnis um ein gesundes und langes Leben.

Unser Darm: So komplex, wie der Körper selbst.

Aus schulmedizinischer Sicht sprechen wir von Darmmirkobiom, Darm-Hirn-Achse, den Zusammenhängen von Darm und Immunsystem oder auch Darm und Neurotransmittern, um nur einige Stichpunkte zu nennen. Diese verdeutlichen aber bereits: Unser Darm ist so komplex, wie der Körper selbst. Ein Mikrokosmos im Makrokosmos.

Wie versteht der Ayurveda diesen Mikrokosmos? Und was können wir tun, um die Darmgesundheit zu fördern?

Darmgesundheit im Ayurveda

Agni – Das Verdauungsfeuer als zentrales Funktionsprinzip

Im Ayurveda ist die Nahrung die Quelle von Lebenskraft, Ausstrahlung und Freude. Aus ihr werden die Körpergewebe gebildet und erneuert. Damit ein ausgezeichneter Zustand und eine gute Funktion der Gewebe erreicht werden kann, muss die Nahrung optimal aufgespalten und umgewandelt werden. Agni – das „Verdauungsfeuer“ als zentrales Funktionsprinzip mit seinem Sitz im Darm ist hierfür mit verantwortlich.

Es werden im Ayurveda 13 Arten von Körperfeuern unterschieden, wobei das wichtigste und bedeutendste „Jatharagni“ mit Sitz im Magen-Darm-Trakt ist. Es wandelt die Nahrung in resorbierbare Substanzen und trennt sie von ausscheidungspflichtigen bzw. unverdaulichen Substanzen (Abfallprodukte). Eine optimale Funktion erkennen wir an einem echten Hungergefühl zu den 3 Hauptmahlzeiten, Beschwerdefreiheit und Wohlgefühl nach der Nahrungsaufnahme sowie einem klaren Geist.

Ursachen für die Störung des Verdauungsfeuers

In der klassischen Schrift der Caraka-Samhita wird die Bedeutung dieses zentralen Funktionsprinzips als eine Ursache für Krankheit und Gesundheit betont. Kommt das Feuer zum Erlöschen, ist ein Leben nicht möglich. Mögliche Ursachen, die zu einer Störung von Agni führen können, sind unter anderem:

  • schlechte Nahrungsmittelkombinationen

  • zu große Mengen

  • Überessen

  • unangebrachtes Fasten

  • unregelmäßiges Essen mit vielen Zwischenmahlzeiten

  • zu viel schwerverdauliche Nahrungsmittel

  • Bewegungsmangel

  • starke Emotionen beim Essen

Beeinträchtigungen entstehen auch durch eine Zunahme der doshas Vata, Pitta und Kapha, welche dann mit ihren jeweiligen Eigenschaften das Verdauungsfeuer stören und so die Darmgesundheit beeinträchtigen.

3 Doshas Ayurveda erklärt Vata

VATA – Luft und Äther

Das Bewegungsprinzip.

3 Doshas Ayurveda erklärt Pitta

PITTA – Feuer und Wasser

Das thermische und metabolische Prinzip.

3 Doshas Ayurveda erklärt Kapha

KAPHA – Wasser und Erde

Das aufbauende Strukturprinzip.

Der Magen-Darm-Trakt als Transportkanal im Ayurveda

Neben dem Sitz des Verdauungsfeuers, ist der Magen-Darm-Trakt auch Transportkanal für die Nahrung und den Kot. Durch eine Blockade kann es zu Rückständen und Irritationen kommen, so dass im Ayurveda eine regelmäßigen Ausleitung und der Erhalt offener Transportkanäle (Srotas) ein zentrales Thema ist.

Stress als Einflussfaktor auf die Darmgesundheit

Der Ayurveda ist nach meinem Verständnis in seinen Grundzügen durch und durch psychosomatisch ausgerichtet, so dass wir auch ein Phänomen unserer heutigen Zeit und dessen Einfluss auf die Darmgesundheit nicht außer Acht lassen sollten: STRESS.

Herausforderungen reihen sich aneinander, der Druck steigt und mehr und mehr Menschen geraten häufiger an Ihre Belastbarkeitsgrenzen, erleben Gefühle von Angst und kommen wiederholt und über längere Zeiträume in Phasen von Stress. Hier wird eine uraltes Überlebensprogramm aktiviert, wobei der Sympathikus, ein Teil unseres vegetativen Nervensystems, präsent ist. Kurzfristig ist dies sehr sinnvoll, da es uns unterstützt aktiv und leistungsfähig zu bleiben. Über längere Zeit, wie es bei chronischem Stress der Fall ist, kann dies für den Körper jedoch auch zu einer Belastung werden. So ebenfalls für unseren Darm. In länger anhalten Stressphasen erleben viele Menschen Verdauungsbeschwerden, Durchfälle oder Verstopfungen, Appetitlosigkeit oder Aufstoßen. Die Verdauung und Regeneration wird zurückgestellt zugunsten der Aktivierung des Herz-Kreislaufsystems und der Durchblutung großer Muskelgruppen sowie der Bereitstellung von Energie. Auf längere Sicht kann das Darmmirkobiom beeinflusst werden sowie die Darmwand gereizt.

Die Förderung der Entspannungsfähigkeit und damit die Aktivierung des Parasympathikus als Gegenspieler unterstützt auch den gestressten Darm.

Darmgesundheit

11 ayurvedische Maßnahmen für eine bessere Darmgesundheit

Hier nun ein paar allgemeine ayurvedische Maßnahmen für Ihre Darmgesundheit:

1. Trinken Sie morgens auf nüchternen Magen 1 Glas warmes Wasser. Dies hilft die Stoffwechselprozesse sowie die Darmentleerung am Morgen anzuregen.

2. Beachten Sie Ihr Hunger- und Sättigungsgefühl und Essen Sie nur, wenn Sie hungrig sind.

3. Vermeiden Sie Zwischenmahlzeiten.

4. Integrieren Sie Gewürze (z.B. Kurkuma, Ingwer, Kreuzkümmel, Koriander, Fenchel, Kardamon, Zimt) in Ihre täglichen Mahlzeiten.

5. Achten Sie auf eine täglich abwechslungsreiche Nahrungsmittelauswahl mit einem hohen Anteil an verschiedenen Gemüsesorten, Obst, Hülsenfrüchten, Beilagensalat (besser mittags) und Vollkornprodukten. Dies fördert gesunde Darmbakterien.

6. Reduzieren Sie schwer verdauliche Nahrung wie z.B. Fleisch, Wurst, frittierte Nahrungsmittel, Käse, Kuchen und Torten.

7. Vermeiden Sie ein Übermaß an Genussmitteln, wie Koffein oder Alkohol. An deren Stelle trinken Sie gerne einen köstlichen basischen Kräutertee.

8. Essen Sie in Ruhe und in angenehmer Atmosphäre.

9. Bauen Sie gelegentlich einen Entlastungstag entsprechend ayurvedischen Kriterien ein. Wichtig: Fasten ist nicht für jeden geeignet!

10. Ein gutes Maß an Bewegung fördert auch die Verdauungskraft.

11. Integrieren Sie bewusst kleine Momente der Entspannung (z.B. durch Atemübung, Achtsamkeit, Meditation oder Entspannungsverfahren) in den Alltag.

Gruppentherapie Ayurveda